Eine Umschulung dient der Qualifikation auf eine andere als die ursprünglich ausgeübte Tätigkeit. Anders als bei einer Fortbildung werden keine bestehenden Kenntnisse erweitert, sondern ein komplett neues Fachgebiet erlernt. So wird bei erfolgreichem Bestehen ein neuer Berufsabschluss verliehen. Gründe für eine Umschulung können fehlende Perspektiven im bisherigen Betätigungsfeld oder gesundheitliche Probleme sein.
Welche Gründe gibt es für eine Umschulung?
Gründe für eine Umschulung sind vielfältig und reichen von gesundheitlichen Probleme bis hin zur anerkannten Berufsunfähigkeit. Wenn ein Arbeitnehmer die bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben kann (z.B. durch Krankheit/Arbeitsunfall), steht ihm unter bestimmten Voraussetzungen eine Umschulung zu. Auch die Erziehung von Kindern kann eine berufliche Umorientierung notwendig machen, deren Voraussetzung eine Umschulung ist. Dasselbe gilt für berufliche Unzufriedenheit sowie drohende oder eingetretene Arbeitslosigkeit.
Welche Umschulungsformen gibt es?
Eine betriebliche Umschulung orientiert sich am Berufsbildungsgesetz und findet dual in einem Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule statt. Sie ähnelt vom Aufbau her einer Erstausbildung. Davon zu unterscheiden ist die überbetriebliche Umschulung, die nicht durch einen einzelnen Ausbildungsbetrieb, sondern ein Bildungsförderungswerk organisiert wird. Der Kandidat durchläuft neben theoretischen Pflichteinheiten praktische Einsätze in mehreren Betrieben und Werkstätten. Diese Form der Umschulung gewinnt an Bedeutung, da viele Unternehmen fachlich derart spezialisiert sind, dass sie keine vollständige betriebliche Umschulung mehr anbieten können. Eine schulische Umschulung wird bei allen Berufen angeboten, deren Inhalte nicht in einem Betrieb erlernt werden können. Die Schüler der Umschulung besuchen hierbei eine Berufsschule und belegen regelmäßig Praktika.
Welche Voraussetzungen müssen für eine Umschulung gegeben sein?
Der Kandidat muss volljährig sein, über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen und eine Berufsausbildung absolviert oder zumindest begonnen haben. Ist der letzte Punkt nicht erfüllt, handelt es sich um eine Erstausbildung. Gesundheitliche Gründe müssen entsprechend (betriebs-)ärztlich attestiert werden. Droht Arbeitslosigkeit, ist diese bereits eingetreten oder verlangen die familiären Umstände (z. B. Kindererziehung) eine berufliche Umorientierung, kann eine Maßnahme von staatlicher Seite (Jobcenter) bewilligt werden, sofern die neue Tätigkeit zur Problemlösung beiträgt.
Wie läuft eine Umschulung ab?
Am Beginn der Maßnahme steht die Bewilligung. Der konkrete Ablauf richtet sich dann nach der Form der Umschulung. Wird diese betrieblich durchgeführt, stehen praktische Tätigkeiten im Vordergrund, während theoretische Einheiten ergänzend empfohlen werden und nicht verpflichtend sind. Die schulische Variante findet hauptsächlich in der Berufsschule statt, der praktische Anteil ist auf regelmäßige Praktika beschränkt. Bei der innerbetrieblichen Umschulung wechselt der Kandidat zwischen verpflichtenden schulischen Einheiten im Bildungswerk und Praxiseinsätzen in diversen Betrieben. Nach erfolgreichem Bestehen der Abschlussprüfungen erhält der Schüler einen offiziellen Berufsabschluss. Je nach Vorkenntnissen dauert eine Umschulung zwischen neun Monaten und zwei Jahren.
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für eine Umschulung?
Die Finanzierung richtet sich nach der Ursache: Bei einem Arbeitsunfall oder einer berufsbedingten Krankheit erfolgt diese durch die Berufsgenossenschaft und gesetzliche Unfallversicherung, sofern eine Rehabilitation keinen Erfolg bringt. Führen gesundheitliche Gründe dazu, dass der alte Beruf nur noch teilweise ausgeübt werden kann und erhält der Empfänger eine Erwerbsminderungsrente, ist die Rentenversicherung zuständig. Bei allen arbeitsmarktbedingten Gründen erfolgt die Finanzierung durch das Jobcenter in Form von Bildungsgutscheinen, wobei hier kein grundsätzlich gesetzlicher Anspruch besteht. Bei einer betrieblichen Umschulung wird ein regelmäßiges Gehalt gezahlt.
Welche Vorteile bietet eine Umschulung?
Durch eine Umschulung werden eine früh- und langzeitige Erwerbslosigkeit und Frühverrentung wirkungsvoll vermieden. Auf gesundheitliche Probleme kann ebenso reagiert werden wie auf drohende oder bereits eingetretene Arbeitslosigkeit. Durch eine Umorientierung hin zu einem Beruf mit geringerer körperlicher Belastung oder höherer Nachfrage am Arbeitsmarkt wird dem Kandidaten eine lange Erwerbsfähigkeit mit entsprechenden Vorteilen für die persönliche Lebensqualität und spätere Rentenansprüche ermöglicht.