Dafür sorgen, dass bei Produktionen ein Rädchen perfekt ins andere greift: Industrial Engineerinnen und -Engineere sind dafür zuständig, dass Unternehmen schneller, besser und damit effizienter arbeiten. Das Hauptziel ihrer Arbeit ist demnach, die Produktivität zu steigern und den Aufwand und die Kosten zu senken. Dazu beschäftigen sie sich vor allem mit der technischen und wirtschaftlichen Analyse und Optimierung von Unternehmensprozessen. Industrie-Ingenieurinnen und -Ingenieure, wie Industrial Engineerinnen und -Engineere auch genannt werden, entwickeln effizientere Arbeitsabläufe und ‑methoden und koordinieren das ideale Zusammenspiel von Menschen, Maschinen und Material. Zu den Aufgaben im Industrial Engineering gehören darum unter anderem die Rationalisierung bei Produktionsprozessen, die Verkürzung von Warteschlangen und Durchlaufzeiten sowie die Optimierung von Arbeitsplänen, Materialplanung oder Lieferkettensystemen.
Industrial Engineering – ein gefragtes Berufsfeld
Die Kompetenzen von Industrial-Engineering-Fachkräften sind vor allem in produzierenden Unternehmen gefragt, aber auch in nicht-industriellen Bereichen, in denen Prozesse verbessert werden sollen. Typische Branchen, in denen Industrial Engineering eine wichtige Rolle spielt, sind zum Beispiel die Elektrotechnik, der Automotive-Bereich (insbesondere Fahrzeugbau), die Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau, die Logistik, das Verkehrswesen, der Life-Sciences-Sektor (vor allem die Pharmazie) oder die Luft- und Raumfahrt. Hier hat man als Industrial Engineer:in häufig eine leitende Position inne. Industrie-Ingenieurinnen und -Ingenieure können ihr Know-how aber auch in Unternehmensberatungen, technischen oder Ingenieur-Büros einbringen.
Industrial Engineering ist ein Berufsfeld mit vielversprechenden Zukunftsaussichten: Der unter anderem durch Globalisierung und Digitalisierung zunehmende Wettbewerbsdruck lässt auch die Nachfrage nach Industrie-Ingenieur:innen steigen. Durch ihre interdisziplinäre Denk- und Arbeitsweise sind sie in Unternehmen vielseitig einsetzbar. Haben sie sich nicht auf ein bestimmtes Anwendungsgebiet spezialisiert, können sich Industrial Engineer:innen auf viele Stellenangebote bewerben. Aber auch Fachkräfte mit Spezialisierung werden gesucht. Generell ist es wichtig, technologisch immer auf dem neuesten Stand zu sein – dann ergeben sich mit wachsender Berufserfahrung exzellente Karrierechancen.
Typische Aufgaben: Was machen Industrial Engineer:innen und Engineere?
Da das Jobprofil je nach Branche, Unternehmen und internem Einsatzgebiet variiert, fallen bei Industrial-Engineering-Fachleuten die Aufgaben teilweise recht unterschiedlich aus. Ihre Haupttätigkeit besteht jedoch fast immer darin, Prozesse innerhalb der gesamten betrieblichen Wertschöpfungskette zu optimieren.
So gehen Industrie-Ingenieurinnen und Ingenieure üblicherweise Aufgaben in den folgenden vier Bereichen nach:
Menschen: Im Bereich Personalplanung sind Industrial Engineerinnen und -Engineere nicht nur für die Entwicklung und Optimierung von Arbeitsplänen und ‑anweisungen zuständig. Sie ermitteln auch den Personalbedarf und setzen ggf. Rationalisierungs- und Umstrukturierungsprojekte um. Häufig kümmern sie sich auch um die Arbeitsplatzgestaltung (etwa in puncto Arbeitssicherheit und Ergonomie) und die Motivation der Mitarbeitenden im Hinblick auf sich verändernde oder neue Prozesse. Dazu bieten sie beispielsweise Schulungen und Workshops an.
Maschinen: Da das zentrale Ziel von Industrie-Ingenieurinnen und -Ingenieuren die Produktivitätssteigerung ist, stellen die Fertigungsplanung und ‑technik sowie das Qualitätsmanagement für sie weitere wichtige Tätigkeitsfelder dar. Mithilfe von Analysen ermitteln sie den Status Quo der Maschinen und Fertigungsanlagen, deren quantitativen und qualitativen Output sowie die entstehenden Kosten. Auf Basis der Ergebnisse passen sie Produktionsabläufe an, um diese effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Bei Bedarf führen sie dazu neue Maschinen und/oder Produktionslinien ein und erhöhen – sofern sinnvoll – den Automatisierungsgrad.
Material: Insbesondere in der herstellenden Industrie ist ein reibungsloser Materialfluss von größter Bedeutung. Hier liegt das Augenmerk von Industrial-Engineering-Fachkräften zum einen auf Faktoren wie Materialqualität und damit verbundenen Einsparpotenzialen und zum anderen auf der Beschaffung und Verteilung. Sie entscheiden also in Absprache mit den Fachabteilungen nicht nur darüber, welches Material für die Produktion eingekauft wird, sondern auch wann und bei welchen Zulieferungsbetrieben. Das Lieferkettenmanagement fällt demnach oft ebenso in ihren Aufgabenbereich.
Prozesse: Die große Herausforderung in diesem Beruf ist es, die optimale Zusammenarbeit aller produktionsrelevanten Faktoren zu realisieren. Das bedeutet, dass sie Menschen, Maschinen und Material so aufeinander abstimmen müssen, dass (kosten‑)effiziente, standardisierte Arbeits- und Fertigungsabläufe zustande kommen. Dabei müssen sie auch Aspekte wie etwa Qualitätsstandards und ‑normen, Energieverbrauch und Nachhaltigkeit im Hinterkopf behalten.
Wege in den Beruf als Industrial Engineer:in
Wie bei anderen Jobs im Ingenieurwesen, setzen Arbeitgeber auch im Industrial Engineering in der Regel ein abgeschlossenes Studium und – sofern es sich um keine Einstiegsposition handelt – einschlägige Berufserfahrung voraus. Typische Studiengänge, die Industrie-Ingenieurinnen und -Ingenieure für die entsprechenden Stellen qualifizieren, sind Wirtschaftsingenieurwesen, Automatisierungs-, Produktions-, Fertigungs- oder Elektrotechnik oder Maschinenbau.
Inzwischen bieten einige deutsche Hochschulen auch Bachelor- und Masterstudiengänge im Industrial Engineering und Management an, die noch gezielter auf den Beruf im Industrial Engineering vorbereiten. Auch ein Fernstudium ist möglich. Üblicherweise werden in Industrial-Engineering-Studiengängen Grundlagen in Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaften, im Projektmanagement und im technischen Marketing gelehrt; meist können Studierende zwischen auch den Schwerpunkten Anlagentechnik und Produktion wählen. Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind ebenfalls wichtige Studieninhalte. Voraussetzung für die Zulassung ist häufig ein Bachelor-Studium in einer der bereits genannten Fachrichtungen sowie eine Eignungsprüfung.
Eine weitere Möglichkeit, sich als Industrial Engineer:in zu qualifizieren, ist eine Weiterbildung bei der REFA, deren Methoden im Berufsalltag von Industrie-Ingenieurinnen und -Ingenieuren oft Anwendung finden. Die REFA-Ausbildung als Industrial Engineer:in umfasst insgesamt sieben zwei- bis dreitägige Seminare zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten wie etwa Digitale Transformation bzw. Industrie 4.0, ganzheitliche Unternehmenssysteme und Produktivitätsmanagement. Die Seminare können an verschiedenen Orten oder online absolviert werden.
Diese Skills sind im Bereich Industrial Engineering wichtig
Die Kompetenzen und Fähigkeiten, die Industrial Engineerinnen und -Engineere vorweisen sollten, sind branchen- und unternehmensabhängig. Neben technischem Fachwissen sollten sie ein tiefes Verständnis für industrielle Prozesse wie Produktion, Qualitätssicherung, Lieferketten und Logistik mitbringen und sich mit neuen, digitalen Technologien beschäftigen, um stets up to date zu bleiben. Methodisches Wissen im Bereich der Datenanalyse und ‑modellierung ist ebenso gefragt wie Kenntnisse in der Prozessoptimierung (KVP) mithilfe gängiger Methoden wie etwa Six Sigma, Lean Management oder Total Quality Management (TQM). Damit verbunden sind häufig auch einschlägige IT-Kenntnisse, etwa mit CAD- oder ERP-Systemen. Betriebswirtschaftliches Wissen, etwa in der Kosten- und Leistungsrechnung und im Controlling, Erfahrung im Projektmanagement sowie branchenspezifische Englisch-Kenntnisse sind ebenfalls häufig erwünschte Hard Skills in Stellenausschreibungen für Industrial Engineerinnen und -Engineere.
Was die Soft Skills angeht, wünschen sich Unternehmen vor allem ausgeprägte Team- und Kommunikationsfähigkeiten, da Industrie-Ingenieurinnen und -Ingenieure eng mit anderen Fachabteilungen zusammenarbeiten. Durchsetzungsvermögen und Konfliktlösungskompetenzen machen sich vor allem bei der Umsetzung von Change- und Rationalisierungsprojekten bezahlt. Je nach Position müssen Industrial-Engineering-Fachkräfte auch ihre Führungsqualitäten unter Beweis stellen. Unternehmen begrüßen darüber hinaus eine analytische und kritische Denkweise, eine lösungsorientierte Hands-on-Mentalität sowie ein gutes Organisationsvermögen, um bei den vielfältigen Aufgaben stets den Überblick zu behalten.