Mit Giftgas zur grünen Schifffahrt?
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Ein unscheinbares Gas könnte den globalen Transportsektor revolutionieren und die Klimabilanz der Branche radikal verbessern. Was ist hier die Faktenlage, welche Risiken gilt es zu beachten und welche Potenziale könnte das Giftgas mit sich bringen?
706 Mio. t CO₂: Diese Menge an Treibhausgasen ist 2022 auf die globale Schifffahrt zurückzuführen. Die Branche ist für rund 2,8 % der weltweiten Emissionen verantwortlich, muss jedoch laut Internationaler Seeschifffahrtsorganisation (IMO) bis 2050 klimaneutral sein.
Um den Personenverkehr sowie 80 % des Welthandels auf See ressourcenschonender zu gestalten, kommt Ammoniak ins Spiel. Das Gas ist leicht entzündlich, kann in hoher Konzentration tödlich sein und hätte bei Verunreinigung der Gewässer verheerende Folgen für die Natur. Bei richtiger Anwendung ist es jedoch umweltfreundlich und bietet entscheidende Vorteile. Darunter die Tatsache, dass die Infrastruktur für Produktion und Transport bereits existiert. Zudem eignet sich das Gas für Verbrennungsmotoren sowie Brennstoffzellen. Für die praktische Umsetzung entwickelten Forschende einen sogenannten AmmoniakCracker. Die aus einem Katalysator bestehende Anlage spaltet das Molekül in seine Bestandteile Wasserstoff und Stickstoff. Mit Sauerstoff verbrennt die Treibstoffmischung Luft zu Wasserdampf und reinem Stickstoff. Der entstehende Dampf treibt die Schiffsturbinen an. In einem Pilotprojekt im Hafen von Singapur wurde bereits der erste Kreuzer mit der Chemikalie betankt.