Der Begriff Coworking-Space fußt auf der neuen Arbeitsform des Coworkings, bei dem sich Freiberufler, Kreative oder Startups zum Arbeiten in öffentlichen Räumlichkeiten zusammenfinden. Die angemieteten Büroflächen werden demnach als Coworking-Spaces bezeichnet. Ein Coworking-Space bietet seinen Mitgliedern nicht nur einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz, bestehend aus Drucker, Scanner, Internetzugang, Einzel- und Besprechungsräumen, in einigen Fällen auch Kaffee- oder Wasserflats, sondern verfolgt auch einen Community-Gedanken. Ziel ist es, den kontinuierlichen Austausch zwischen den Mitgliedern, die den Coworking-Space unabhängig voneinander nutzen, zu fördern. Coworking-Spaces berufen sich dabei auf Werte wie Gemeinschaft, Offenheit, Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit. Coworking-Spaces beruhen auf verschiedenen Buchungsmodellen mit Wochen- oder Monatspreisen. In den letzten Jahren haben Coworking-Spaces ein rasantes Wachstum erlebt. Gab es 2005 weltweit nur drei Coworking-Spaces, werden es Schätzungen zufolge im Jahr 2020 rund 26.300 sein (1).
Inhaltsverzeichnis
- Bedeutung für Unternehmen
- Vorteile für Mitarbeiter
- Wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Coworking-Spaces
- Etablierung des Arbeitsmodells im Unternehmen
- Coworking-Modelle
Warum sind Coworking-Spaces für Unternehmen interessant?
Neben Freiberuflern, Startups und Kreativen nutzen auch zunehmend Unternehmen Coworking-Spaces. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Einsparungen durch zentrale Lage
Die Mietpreise in Großstädten werden immer teurer. Für Unternehmen ist damit monatlich ein hoher finanzieller Aufwand verbunden. Coworking-Spaces sind hier im Vorteil. Sie befinden sich zumeist in sehr guten und zentralen Innenstadtlagen und ermöglichen ihren Mitgliedern eine deutlich effektivere Nutzung der Büroräumlichkeiten und gleichzeitig Kosteneinsparungen, als es bei üblichen Mieten der Fall ist. Denn Unternehmen zahlen nur die Räumlichkeiten für die Zeit, in der diese tatsächlich genutzt werden. Darüber hinaus eröffnet es Unternehmen, die sich an einem neuen Standort etablieren möchten oder Startups, die gerade neu auf den Markt gekommen sind, deutlich mehr Flexibilität. Anstelle hoher Mieten und langer Kündigungsfristen können sie ihren Marktwert über Büroräumlichkeiten in Coworking-Spaces austesten und wenn nötig kurzfristig kündigen.
Gute Infrastruktur
Mit in den Mietgebühren eines Coworking-Spaces enthalten ist die Büroinfrastruktur. Angefangen beim Mobiliar und Büroutensilien wie Drucker, Scanner, Telefon und Beamer über schnelles Internet und hochmoderne Besprechungsräume bis hin zu Kaffeelounges, bieten die Coworking-Spaces ideale Voraussetzungen, um an gemeinsamen Projekten oder Geschäftsideen zu arbeiten.
Konzentration auf das Wesentliche
Moderne Technik, eine professionelle Raumplanung und die offene und kollaborative Atmosphäre tragen zu Produktivität und Kreativität bei. Viele Ablenkungsmöglichkeiten warten hingegen zu Hause oder auch im Büro. Liegengebliebene Hausarbeiten, Reparaturen in der Wohnung oder technische Probleme in den Büroräumlichkeiten des Unternehmens lenken von den eigentlichen Aufgaben ab.
Welche Vorteile haben Coworking-Spaces für die Mitarbeiter?
Für Mitarbeiter ist insbesondere die offene und kollegiale Arbeitsatmosphäre von Vorteil. Anders als im Home-Office, treffen Teilnehmer in Coworking-Spaces immer auf andere Co-Worker. Das kann inspirierend und zugleich motivierend wirken. In offenen Lounges können sich Mitglieder kennenlernen und sich untereinander zu verschiedenen Business-Themen austauschen. Oft ergeben sich so neue Lösungswege und Ideen für aktuelle Projekte oder sogar geschäftliche Partnerschaften. Einige Coworking-Spaces beschäftigen mitunter Community-Manager, die das kollaborative Miteinander fördern und Mitglieder beim Netzwerken unterstützen. Für Mitarbeiter, die hingegen ein ungestörtes Arbeitsumfeld suchen, werden Einzelräume zur Verfügung gestellt.
Auf welche Kriterien sollte man bei der Auswahl eines geeigneten Coworking-Spaces achten?
Am Beginn stehen harte Fakten. Es muss geklärt werden, wie hoch die Kosten für die Räumlichkeiten sind und was hierfür geboten wird. Einige Coworking-Spaces bieten z.B. Extraleistungen wie Inklusiv-Getränke, Snacks oder ein Pausenraum mit TV und Billardtisch an, die sich auf Mitarbeiter motivierend auswirken könnten. Je nach Mitarbeiterzahl muss darüber hinaus eine ausreichende Größe des Coworking-Spaces gegeben sein. Und trotz aller Vorteile des Miteinanders stellt sich die Frage, welche anderen Personen die Räume nutzen. Führungskräfte müssen einschätzen, ob die räumliche Zusammenarbeit mit anderen Mitgliedern eher hinderlich oder sogar inspirierend wirken kann. Interessierte Unternehmen sollten darüber hinaus auf die Lage des Coworking-Space achten und abhängig von der Branche und der Geschäftstätigkeit entscheiden, ob sich ein Coworking-Space z.B. in Altstadtlage, im Gewerbegebiet oder in einem Technologiepark anbietet. Reisen beispielsweise viele Kollegen mit dem öffentlichen Nahverkehr an, sollte dies möglichst nicht durch einen Umzug in eine schlecht erreichbare Gegend unterbunden werden. Pro forma sollten auch die Öffnungszeiten des Coworking-Spaces geprüft werden, wenngleich diese in der Regel sehr flexibel sind und häufig sogar 24 Stunden am Tag umfassen.
Wie lässt sich das Arbeitsmodell Coworking in ein Unternehmen etablieren?
Kommunikation ist alles. Dieser Leitspruch lässt sich auf alle Umstrukturierungen und Änderungsprozesse in Unternehmen anwenden. So auch auf die Etablierung des Coworkings. Da diese Arbeitsform insbesondere in Österreich noch relativ neu ist, sollten alle Mitarbeiter ausreichend über das Konzept informiert werden. Vorteile sollten klar herausgestellt werden und insbesondere in der Anfangsphase ist es ratsam, die Mitarbeiter schrittweise mit dem neuen Arbeitsmodell vertraut zu machen. Sofern finanziell möglich, könnte in den ersten Monaten ein Coworking-Space parallel zu den bestehenden Büroräumlichkeiten angemietet werden und eine freiwillige Gruppe von Arbeitnehmern könnte in einer Art Pilotphase aus den neuen Räumlichkeiten arbeiten und von ihren Erfahrungen berichten. Auch in der Bewerberkommunikation sollten HR-Abteilungen die neue Arbeitsform im Unternehmen herausstellen. Neben den bereits benannten Vorzügen, die das Unternehmen dadurch hat, positioniert es sich zusätzlich als innovativer und zeitgemäßer Arbeitgeber.
Welche Coworking-Space-Modelle sind aktuell im Trend?
Coworking-Spaces haben die deutschsprachigen Metropolen erobert, nun folgen kleinere Städte und – einer der entscheidenden Trends – auch die ländlichen Regionen. Stimuliert wird dies z.B. durch Initiativen wie das Projekt „CoWorking PinzHub“ in Pinzgau oder das LEADER-Projekt „Coworking Eisenstraße“ in Niederösterreich und gezielte Unterstützungen der Gemeinden. Die vermehrte Nutzung durch Unternehmen führt zur Entstehung branchenspezialisierter Spaces, direkt zugeschnitten auf die jeweiligen Bedürfnisse. So gibt es inzwischen immer mehr Coworking Spaces, wo bspw. eine Werkstatt/ Werkshalle, Galerie, Proberäume oder Besprechungsräume integriert oder angeschlossen sind. Insgesamt zeichnet sich eine Entwicklung vom reinen Großraumbüro hin zu hochtechnisierten Standorten ab, die z. B. interaktive Dashboards, synchronisierte Kalender und eine einheitliche Software-Arbeitsoberfläche bieten. Was die Größe angeht, sind entgegengesetzte Trends zu beobachten: Durch die vermehrte Nutzung größerer Unternehmen wachsen die Coworking-Spaces einerseits, die Etablierung auch in kleineren Ortschaften auf dem Land lässt sie andererseits kleiner werden. Die Größe der Räumlichkeiten ist also so flexibel wie das Modell Coworking selbst.
Referenzen
(1) J. Rudnicka. Anzahl der Coworking-Spaces weltweit von 2005 bis 2018 und Prognose bis 2020. Statista, Veröffentlichungsdatum: 22.10.2019, Abrufdatum. 24.06.2020 (Link)