Eine anonyme Bewerbung ist eine Sonderform der Bewerbung, bei der Personalverantwortliche keine Rückschlüsse auf die Person der Bewerbenden ziehen können. Die Bewerbenden verzichten in den Bewerbungsunterlagen auf persönliche Daten und konzentrieren sich ausschließlich auf Berufserfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten. Auf diese Weise soll einer Benachteiligung aufgrund von Vorurteilen entgegengewirkt werden.
Sinn und Zweck einer anonymen Bewerbung
Die anonyme Bewerbung soll für mehr Chancengleichheit sorgen und ausschließlich die Qualifikationen der Kandidatinnen und Kandidaten berücksichtigen. Diskriminierung aufgrund eines Migrationshintergrunds, des Aussehens oder des Alters soll so von vornherein ausgeschlossen werden. In der DACH-Region wird die anonyme Bewerbung bisher nur selten eingesetzt. In den USA und Kanada hingegen sind anonyme Bewerbungen seit den 60er Jahren weit verbreitet.
Angaben, die nicht in die anonyme Bewerbung gehören
- Anschrift
- Geschlecht
- Konfession
- Kontaktdaten (Telefon- und Handynummer; die Benennung der E-Mail-Adresse darf keine Rückschlüsse auf den Bewerbenden zulassen)
- Vor- und Nachname
- Alter
- Bewerbungsfoto
- Familienstand
- Hobbys
- Jahreszahlen/Zeiträume
- Staatsangehörigkeit
Die anonymisierte Bewerbung im Vergleich zu einer klassischen Bewerbung
Bewerbungsanschreiben
Im Bewerbungsanschreiben einer anonymen Bewerbung muss auf alle persönlichen Angaben verzichtet werden. Ansonsten ist der Aufbau aber mit dem der klassischen Bewerbung nahezu identisch.
Bestandteile
Anonyme Bewerbung
Deckblatt
Das Bewerbungsdeckblatt darf in der anonymen Bewerbung nicht verwendet werden, da es oftmals ein Bewerbungsfoto enthält sowie die Adress- und Kontaktdaten der/des Bewerbenden.
Lebenslauf
Der Lebenslauf der anonymisierten Bewerbung ist dem Aufbau eines Lebenslaufs in einer klassischen Bewerbung strukturell sehr ähnlich. Persönliche Angaben sowie Zeiträume dürfen auch hier nicht genannt werden.
Bestandteile
Anonyme Bewerbung
Motivationsschreiben
Auch für das Motivationsschreiben gilt, dass Jahreszahlen, persönliche Kontaktdaten, Standort und Unterschrift nicht Teil der dritten Seite in der anonymen Bewerbung sein dürfen. Inhaltlich steht dem Motivationsschreiben in der anonymen Bewerbung jedoch nichts im Wege.
Zeugnisse und Zertifikate
Zur Bestätigung der eigenen Qualifikationen gehören auch Zeugnisse und Zertifikate in eine anonyme Bewerbung. Allerdings gilt auch hier: Name, Alter, Geschlecht, Alter, Herkunft, Konfession und Kontaktdaten dürfen auf keinem Dokument ersichtlich sein.
Wie läuft ein anonymes Bewerbungsverfahren ab?
Entscheidet sich eine Bewerberin oder ein Bewerber für ein anonymes Bewerbungsverfahren, fertigt diese:r eine anonyme Bewerbung ohne personenbezogene Daten an. Einige Unternehmen haben sich bereits auf anonyme Bewerbungen eingestellt und bieten interessierten Bewerbenden standardisierte Bewerbungsformulare an, die auf Bewerbungsfotos, Zeugnisse sowie persönliche Angaben zur Person verzichten. Das ausgefüllte Formular oder die anonyme Bewerbung wird dann im nächsten Schritt an eine neutrale Adresse gesendet. Überzeugt die anonyme Bewerbung oder die im Bewerbungsformular hinterlegten stellenbezogenen Daten den potenziellen Arbeitgeber, lädt dieser zum Vorstellungsgespräch ein. Verläuft das Vorstellungsgespräch positiv, kommt es zu einer Einstellung. Spätestens zu diesem Zeitpunkt des Bewerbungsverfahrens verlangt der Arbeitgeber personenbezogene Daten des Bewerbenden.
Was sind die Vorteile einer anonymen Bewerbung?
Anonyme Bewerbungen bieten den Vorteil, dass Bewerbungen nur aufgrund der beruflichen Qualifikationen, erworbenen Zeugnisse und Fähigkeiten bewertet werden. Alle Bewerbenden haben somit die gleichen Chancen, den Bewerbungsprozess erfolgreich zu durchlaufen. Subjektive Entscheidungen, Vorurteile und Diskriminierung durch Bewerbungsfotos, die Angabe des Geburtsortes sowie der Herkunft, des Familienstandes und des Geschlechts sowie des Alters werden durch eine anonymisierte Bewerbung ausgeschlossen.
Was sind die Nachteile einer anonymen Bewerbung?
Für Kandidatinnen und Kandidaten, die sich auf Positionen bewerben, für die sie auf den ersten Blick nicht die passenden oder ausreichenden Qualifikationen haben, sind anonyme Bewerbungen eher von Nachteil. Denn gerade in einer solchen Situation kann die kreative Gestaltung der Bewerbungsunterlagen oder die Vermittlung persönlicher Umstände den Bewerbungsprozess positiv beeinflussen.
Auch für Berufe, bei denen viel Wert auf kreative Leistungen gelegt wird, sind anonyme Bewerbungen nicht geeignet. Grafikdesigner:innen beispielsweise können bereits über die schriftliche Bewerbung die eigene Kreativität unter Beweis stellen und Personalerinnen und Personaler durch eine ausgefallene Bewerbung überzeugen.
Darüber hinaus können Bewerbende das eigene Alter, den Migrationshintergrund sowie Aussehen oder andere diskriminierende Gründe nur bis zum Vorstellungsgespräch verbergen. Spätestens im persönlichen Gespräch können subjektive Entscheidungen von Seiten der Personalerinnen und Personaler wieder Einfluss auf den weiteren Bewerbungsprozess nehmen.